Freitag, 1. Oktober 2021

Warum der Goldpreis jetzt weiter steigen wird....

Normalerweise sollte man sich mit Prognosen zu Zinsen, Währungen und Edelmetallen stark zurück halten. Experten aller Couleur landen hier regelmäßig mit falschen Vorhersagen auf dem Bauch. Wir tun es ausnahmsweise mal trotzdem und zwar aus einem handfesten Grund: Die Energiepreise

Ein großer Teil des im Umlauf befindlichen Edelmetalls wird mittels Recycling gewonnen. In absoluten zahlen sind die Quoten zwar gering (typischerweise 10-20% je nach Edelmetall), aber in der Summe sind die Mengen doch erheblich. Nun werden Edelmetalle wie Gold, Silber, Palladium oder Platin selten selektiv recycelt. Üblicherweise erhält die Raffinerie einen Mix aus allen möglichen Metallarten wobei Kupfer den größten Anteil hat. In rieseigen mit Schwefelsäure gefüllten Elektrolysebädern wird aus dem "schmutzigen" Kupfer, hochreines Kupfer gewonnen. Die darin enthaltenen Edelmetalle werden im sogenannten Anodenschlamm gesammelt und dann weiter verarbeitet. Alleine das Schmelzen des Rohkupfers zu Anoden und der Betrieb der Elektrolysebäder erfordern erhebliche Mengen an elektrischer Energie. Dies Industrie erhält zwar einen konkurrenzlos günstigen Vorzugspreis von rund 3 Cent pro kwh, aber die Preise haben sich dennoch in den letzten Monaten vervielfacht.

Stahl ist nur ein Metall, dessen Herstellungs- oder Recyclingkosten vom Strompreis beeinflusst werden, wenn auch - aufgrund der Mengen, die für die Industrie benötigt werden - von herausragender Bedeutung.

Vielen ist aber nicht bekannt, dass die Produktion von Aluminium und auch das Recycling von Kupfer immense Mengen an Strom verbrauchen. Beim Kupfer kommt hinzu, dass hier ein großer Teil der recycelten Edelmetalle zurückgewonnen werden, also in erster Linie Gold, Silber, Palladium und Platin.

Steigen die Energiekosten für das Recycling dieser Metalle, führt dies zu einem Dominoeffekt für all diese Metalle und deren Erzeugnisse. Die Preise für Edelmetalle werden stark steigen und damit auch die Erzeugnisse in der Elektronik, Autokatalysatoren, Photovoltaik usw.

Gerade aber diese Produkte sind es, die uns aus der Pandemiekrise herausführen sollen. Videokonferenzen statt Flüge und Autofahrten. Laptops, Smartphone für kontaktlose Kommunikation usw. Auch für den Klimaumbau werden diese Metalle in großen Mengen für Photovoltaik, Windkraft, E-Mobilität usw. benötigt. Während früher alles am Stahl hing, sind es heute die kleinen feinen Erzeugnisse die unsere Zukunft bestimmen. Wenn der Anstieg für die Energiekosten nicht bald wieder abebbt, kann dies die weitere Entwicklung in Sachen Klima und erneuter Wirtschaftsaufschwung sehr schwer und langanhaltend hemmen.

Letzten Ende wird die Entwicklung der Energiepreise ihren Teil zur Preisbildung beitragen. Wenn keine entlastenden Einflüsse (z.B. plötzlicher Nachfrageeinbruch an den Weltmärkten) dies kompensieren kann, stehen wir mittelfristig vor weiter steigenden preisen für Metalle - und somit auch Edelmetalle wie das Gold - weiter verteuern werden.


Ein Gastbeitrag von M.A.Buth, Fachjournalist und Autor zahlreicher Bücher zu dem Thema Edelmetall und dessen Recycling.

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